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Keine Tubulovasostomie obwohl keine Spermien?

Verfasst: Do 15. Sep 2016, 10:01
von Manfre2016
Guten Tag
Ich hatte vor einigen Wochen meine Refertilsierung, alles gut abgeheilt und recht vielversprechend laut Operateur. Beim Nachgespräch mit dem Arzt wurde mir gesagt, dass während der OP keine Samen gefunden werden konnten, allerdings sei der Samenleiter komplett durchgängig gewesen. Die Samenflüssigkeit kam unten an. Die Prognose sei jetzt also mal günstig.
Ich habe aber in der Zwischenzeit mit einem anderen Urologen gesprochen und bin verunsichert. Laut ihm hätte man eine Tubulovasostomie durchführen müssen wenn während der Operation keine Samen gefunden werden. Was stimmt jetzt?? :(

Re: Keine Tubulovasostomie obwohl keine Spermien?

Verfasst: Mo 26. Sep 2016, 18:36
von Dr. Petsch
Guten Abend Manfre2016
Danke für Ihre Mail.
Diese Frage bekomme ich (leider) immer mal wieder gestellt.
Da ich Sie nicht noch weiter und möglicherweise unnötig verunsichern will hier mein Angebot: Sie fragen Ihren Operateur nach dem OP Bericht (das ist nicht der Arztbrief, sondern ein Bericht in dem die medizinschen Details zu der OP verzeichnet werden) und schicken mir diesen zu. Gerne werde ich mir den Bericht durchlesen und dann eine konkrete Antwort geben.
Hier nur ganz allgemein folgendes: Als Spezialist für Refertilisierung gehe ich (und sicher die allermeisten seriösen Operateure) so vor: nach Entfernung des Narbengewebes an den Samenleiter-Enden kommt aus dem hodenseitigen Ende des Samenleiters immer etwas Sperma Flüssigkeit heraus. Diese wird direkt mit einer kleiner Kanüle aufgefangen und direkt (bei mir direkt im OP von mir persönlich) unter einem Labormikroskop untersucht. Wenn ich dabei Samenzellen oder Spermienfragmente finde und auch das Fließverhalten (die Viskosität) des Spermas günstig erscheinen dann weiss ich dass die Samenwege hodenseitig intakt sind und eine Vasosvasostomie macht Sinn. Finden sich jedoch keine Samenzellen dann ist das ein Hinweis dafür dass die Kanälchen des Nebenhodens Verstopfungen aufweisen. Dies läßt sich dann fast immer durch einen Byass an den Nebenhoden ( auch genannt Tubulovasostomie = TVS ) umgehen und es läßt sich so doch noch eine gute Fruchtbarkeit erreichen. Ich entscheide also erst während der OP und auch für beide Seiten separat - daher führe ich auch manchmal auf einer Seite eine Vasovasostomie und auf der anderen Seite eine Tubulovasostomie oder auch beidseits eine TVS durch. Insgesamt führe ich zu ca. 20% TVS durch.
Die Tubulovasostomie ist eine außerst diffizile Operation die von den meisten 'Gelegenheitsoperateuren' nicht oder nur ungern durchgeführt wird - sie erfordert erhebliche mikrochirurgische Erfahrung. Fragen Sie daher immer ob Ihr Operateur auch dies OP Technik routiniert beherrst!
So wie Sie das in Ihrem Fall schildern hört es sich für mich nach einem Gelegenheitsoperateur an oder aber Sie haben die Infos nur teilweise beschrieben. Deshalb : Bitte OP Bericht schicken.
Wie auch immer - sie können ja schon nach relativ kurzer Zeit ein Spermiogramm machen lassen - dann sehen Sie ja ob Samenzellen im Samenerguß ankommen oder nicht.
Beste Grüsse von
Martin Petsch