Nach der Refertilisierung

Rund um Refertilisierung

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Anonymus
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Registriert:Do 28. Mai 2015, 09:27
Nach der Refertilisierung

Beitrag von Anonymus »

Sehr geehrter Herr Dr. Petsch,

als mein Mann sich für eine Refertilisierung entschieden hat, haben wir nichts von Ihnen gewusst :-( Mein Mann hat sich daher bei Dr. Sommer in Hamburg (Ende Februar 2015) operieren lassen. Wir sind mittlerweile etwas verunsichert, ob er auch Ahnung auf dem Gebiet hat?! Haben Sie von ihm schon gehört?
Die Vasektomie erfolgte im Januar 2012. Wir haben vier gesunde Kinder zusammen und bei der Refertilisierung erfolgte eine Vasovasostomie auf beiden Seiten.
Die OP ist nun drei Monate her. Unmittelbar nach der Operation kam es bei den Nähten zu einer Wundheilungsstörung. Bereits nach der OP tat meinem Mann der rechte Hoden weh. Diese Schmerzen quälen meinen Mann auch noch heute, drei Monate nach der OP! Sie treten nicht immer auf, sondern eher nach einer starken Beanspruchung und dauern dann 1-2 Tage an, bis sie von alleine weggehen. Sie sind vom Gefühl her wie Kopfschmerzen - also ein Druckschmerz. Mein Mann hat sich einen Monat nach der OP untersuchen lassen, da die Schmerzen immer noch da waren. Dabei wurde jedoch eine Entzündung ausgeschlossen. Auch ein Ultraschall wurde gemacht, dabei gab es keine Auffälligkeiten. Der Hoden auf der rechten Seite ist heute auch noch weiter oben als "normal". Bisher sind wir auch im dritten ÜZ und hatten leider keinen Erfolg. Kann es sein, dass die Operation nicht geklappt hat?
Es wäre schön, wenn Sie mir als Experte die folgenden Fragen beantworten könnten:
1) Sind die Schmerzen im rechten Hoden normal oder sollte mein Mann sich lieber erneut vorstellen? Ginge dieses auch bei Ihnen?
2) Nach welchem Zeitraum würde man von einer erfolglosen OP sprechen? Wie lange brauchen die Hoden im Regelfall um sich zu erholen und wieder "normal" zu produzieren?
3) Kann die Wundheilungsstörung an den Narben auch Einfluss auf die Samenleiter haben, d.h. dass dadurch die Wahrscheinlichkeit steigt, das diese zusammenwachsen?
4) Besteht bei einem Nichterfolg die Möglichkeit einer erneuten Operation? Führen Sie solche Operationen auch durch?
Vielen lieben Dank für Ihre Mühe!
Mit freundlichem Gruß
Anonymus
Dr. Petsch
Beiträge:57
Registriert:Di 29. Jul 2014, 07:09

Re: Nach der Refertilisierung

Beitrag von Dr. Petsch »

Guten Tag
vielen Dank für Ihren interessanten Beitrag.
Ich beginne zunächst mal mit ihren Fragen:
1.Es ist durchaus möglich, dass die Patienten auch mehrere Wochen nach der Operation noch gelegentliche Beschwerden (so wie sie bzw. Ihr Mann es beschreiben) empfinden. Im Zweifel ist es natürlich immer besser, die Situation entweder vom Operateur selbst oder von einem Spezialisten kontrollieren zu lassen. Natürlich wäre es auch möglich, dass Ihr Mann in meine Sprechstunde kommt, um sich untersuchen zu lassen.
2. Ich empfehle im allgemeinen eine erste Spermiogramm Kontrolle nach ca. 2-3 Monaten. Zu diesem Zeitpunkt sind die Spermiogramm Werte zwar meist noch niedrig, aber sie wissen zumindest, ob Samenzellen ankommen oder nicht. Wenn in dieser ersten Kontrolle keine Samenzellen ankommen, so kann man nach meiner Erfahrung von einer erfolglosen Operation sprechen. Sind jedoch Samenzellen zu finden, auch in geringer Konzentration, so kann man fast immer davon ausgehen, dass sich die Werte im Laufe der Zeit verbessern werden. Ich habe einige Paare, die schon im ersten oder zweiten Zyklus nach der Refertilisierung eine Schwangerschaft erzielt haben. Die meisten Paare jedoch erzielt eine Schwangerschaft ca. 6-12 Monate nach der Operation.
3. Zumindest bei meinen Patienten haben kleinere oberflächliche Wundheilungsstörungen bisher keinen Einfluss auf das verheilen der Vasovasostomie bzw. Tubulovasotomie gehabt. Im Zweifel sollte sich Ihr Mann nochmals beim Operateur persönlich vorstellen und dort untersuchen und beraten lassen.
4. In Ihrem Fall ist die Prognose außerordentlich gut, denn die Vasektomie liegt noch nicht lange zurück und, so wie ich es bei Ihnen verstehe, haben sie ja auch bereits gemeinsame Kinder. Die Erfolgsaussichten für eine erneute Schwangerschaft nach Refertilisierung halte ich daher für außer ordentlich gut. Falls sich herausstellt, dass die Refertilisierung Operation erfolglos war, würde ich in jedem Fall zu einer Revisionsoperation raten.

Zu mir kommen häufig Patienten, deren Refertilisierung bei anderen Operateuren nicht funktioniert hat, und bei denen sich durch eine Revisionsoperation doch eine gute Fruchtbarkeit und letztendlich Schwangerschaft erreichen lässt.



Für weitere Fragen stehe ich Ihnen natürlich gerne jederzeit zur Verfügung, sie erreichen mich gerne unter der unten genannten Büro Nummer.
Mit besten Grüßen
Ihr
Martin Petsch
Dr.med. Martin Petsch
Spezialist für
Andrologie - Mikrochirurgie - Urologie
Louise Dumont Strasse 1
40211 Düsseldorf
dr.petsch@androdoc.de
Tel. 0211-4379115
Fax 03212-1464381
Mobil 01520-1859607
http://www.androdoc.de
Anonymus
Beiträge:3
Registriert:Do 28. Mai 2015, 09:27

Re: Nach der Refertilisierung

Beitrag von Anonymus »

Sehr geehrter Herr Dr. Petsch,

vielen Dank für Ihre freundliche und kompetente Antwort.
Eine Frage hat sich bei mir noch ergeben und es wäre sehr nett, wenn Sie mir diese ebenfalls beantworten könnten:
Ist es ebenfalls normal, dass der eine Hoden sich noch weiter oben befindet? Es sieht fast wie ein kleiner Knubbel aus, welcher oben ist. Dieser war auf dem Ultraschall (4 Wochen nach der OP) unauffällig gewesen und auch eine Entzündung wurde ausgeschlossen. Bedarf dieses einer erneuten Vorstellung?

Ich bedanke mich ganz herzlichst für Ihre nette Antwort!
Mit freundlichem Gruß
Anonymus
Dr. Petsch
Beiträge:57
Registriert:Di 29. Jul 2014, 07:09

Re: Nach der Refertilisierung

Beitrag von Dr. Petsch »

Hallo guten Tag und danke für Ihren Beitrag.
Es ist nicht ungewöhnlich wenn ein oder beide Hoden nach der Refertilisierung für einige Zeit etwas 'höher stehen'. Wenn keine weiteren Entzündungszeichen vorliegen (das sind: zunehmende Rötung, zunehmende Schwellung, Schmerzen, Krankheitsgefühl usw) dann wäre das meiner Meinung kein Grund zur Sorge bzw. jedenfalls nicht der Anlass um den OP Bereich nochmals zu öffnen. Bei meinen Patienten hat sich ein nach der OP bestehender Hochstand eines oder beider Hoden immer im Laufe der Zeit wieder normalisiert - jedenfalls ist noch niemals ein Patient wieder zu mir gekommen und wollte dass die Hoden 'tiefer gestellt' werden.
Vielleicht wäre es sicherheitshalber ratsam wenn Sie bitte Kontakt zu Ihrem Operateur aufnehmen und dort nachfragen.
Ach so - und ein kleiner 'Knubbel' ist im OP Bereich erfahrungsgemäß meist für einige Monate zu tasten.
Für weitere Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung,
beste Grüsse
Ihr
Martin Petsch
Dr.med. Martin Petsch
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Louise Dumont Strasse 1
40211 Düsseldorf
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