Schäden am Nebenhoden

Rund um Refertilisierung

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Grande
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Schäden am Nebenhoden

Beitrag von Grande »

Sehr geehrter Herr Dr. Petsch,

Können Sie eigentlich während einer Refertilisierungs OP optisch feststellen ob die Nebenhoden schon Schaden genommen haben oder oder merkt man das nur daran ob noch Samenzellen aus dem Samenleiter kommen?

Vielen Dank und viele Grüße!
Dr. Petsch
Beiträge:57
Registriert:Di 29. Jul 2014, 07:09

Re: Schäden am Nebenhoden

Beitrag von Dr. Petsch »

Sehr geehrter Herr Grande,
vielen Dank für Ihre interessante Frage.
Der Ablauf während der Refertilisierungsoperation ist so dass ich zunächst die Vasektomiestelle aufsuche und das 'alte Narbengewebe' entferne damit ich wieder frische, gut durchblutete Samenleiterenden vor mir habe. Der körperseitige Samenleiterstumpf wird auf Durchgängigkeit geprüft im dem ich eine sehr sehr dünne Kunststoffkanüle unter dem OP Mikroskop in den Samenleiter einführe und dann sehr vorsichtig eine (isotoninische 0.9%) NaCl Lösung einspritze. Wenn dies leicht möglich ist dann gehe ich davon aus dass der Samenleiter körperseitig offen ist. Falls es nicht möglich ist dann führe ich ganz vorsichtig einen Faden in den Samenleiter ein uns sehe nach wie weit der Faden einführbar ist um die Lokalisation eienr möglichen Blockade festzustellen.
Hodenseitig fange ich etwas von der Samenflüssigkeit auf die aus dem Samenleiterstumpf nach Entfernung des narbigen Endes austritt. Diese wird direkt im OP unter einem Labormikroskop untersucht. Wenn sich vollständige Samenzellen finden ist die Prognose günstig. Auch Fagemente von Samenzellen können ausreichen wenn ansonsten die Viskosität des Spermas gut ist. Wenn das Sperma sehr dickflüssig ist oder 'nur' Fragemente oder sogar gar nichts zu finden ist dann erweitere ich die OP. Die sogenannten Hodenhüllen (Tunica vaginalis) werden dann eröffnet und der Nebenhoden unter dem OP Mikroskop untersucht. Dank meiner umfangreichen Erfahrung als Mikrochirurg kann ich fast immer direkt erkennen wo ein möglicher Verschluss im Nebenhoden vorliegt. Ich eröffne dann Nebenhodenkanälchen 'oberhalb' und entnehme hier erneut eine Probe der Samenflüssigkeit - diese wird erneut unter dem Labormikroskop auf Samenzellen untersucht.
Wenn sich hier Samenzellen finden dann führe ich in solchen Fälle immer eine sogenannte Tubulovasostomie, also eine Art Bypass OP durch. Diese BypassOP ist nochmals deutlich schwieriger als die normale Vasovasostomie und wird nur von wenigen Mikrochirurgen mit wirklich guter Übung beherrscht. Eben weil dieser Bypass so schwierig ist vermeiden viele 'Gelegenheitsoperateure' die BypassOP und machen dann statt dessen eine normale Vasovasostomie - das ist der Grund warum die Erfolgsraten dann so viel niedriger lieben.
Also das ist jetzt die ausführliche Antwort auf Ihre Frage - so einfach kann man das nicht beurteilen. Die Entschiedung ob Vasovasostomie oder Tubulovasostomie richtig in Ihrem Fall ist kann ich erst während der OP und dann auch für rechts und links separat treffen. Interessanterweise gibt es häufiger mal auch Unterschiede zwischen rechts und Links.
Für weitere Fragen stehe ich gerne zur Verfügung,
mit besten Grüssen
Ihr
Martin Petsch
Dr.med. Martin Petsch
Spezialist für
Andrologie - Mikrochirurgie - Urologie
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